Famulatur und PJ in der Südpfalz – zwei Erfahrungsberichte

Erfahrungsbericht von Jean-Paul Jülch

Famulatur und Blockpraktikum

Den ersten Kontakt zur Allgemeinmedizin und den SüdpfalzDOCs erhielt ich im Rahmen meiner Famulatur in der Praxisgemeinschaft Rheinzabern. Diese Zeit war unglaublich bereichernd und lehrreich, weil sie mein Verständnis für die Allgemeinmedizin vertieft und überhaupt meine Begeisterung für diese Fachrichtung geweckt hat.

Besonders beeindruckend fand ich, wie vielseitig die Allgemeinmedizin ist, beziehungsweise wie vielseitig man sich selbst die Arbeit durch Weiterbildungen gestalten kann. Durch das Erlangen von Fachkenntnissen besteht die Chance, die eigenen Interessen in Teilgebieten der Medizin weiterzuverfolgen und ein individuelles Patientenklientel aufzubauen.

An der SüdpfalzDOCs Initiative schätze ich besonders den kollegialen Austausch und die regionale Vernetzung. Die Unterstützung in Form von Konsilgruppen und Fortbildungsangeboten erleichtert die Arbeit für Berufseinsteiger.

Da ich selbst in der Südpfalz aufgewachsen bin, kann ich mir eine Tätigkeit als Allgemeinmediziner in der Region durchaus vorstellen.

 

Erfahrungsbericht von Luisa Bade

PJ in der Südpfalz

Ich habe mein zweites PJ-Quartal in der Allgemeinmedizin in der Südpfalz verbracht und kann rückblickend sagen, dass meine Erwartungen an diese Zeit sogar übertroffen wurden. In einem dreimonatigen Abschnitt lernt man die Allgemeinmedizin ganz anders kennen, als es in einer vierwöchigen Famulatur möglich ist. In meiner PJ-Praxis wurde Begeisterung für die Allgemeinmedizin gelebt und die Betreuung war wirklich toll. Nach einer kurzen Einarbeitungsphase durfte ich oftmals die Patienten zuerst sehen, also eine ausführliche Anamnese und körperliche Untersuchung durchführen und das Ganze dokumentieren. Im Anschluss habe ich mir Gedanken über weitere Diagnostik, differentialdiagnostische Überlegungen und therapeutische Optionen gemacht und meine Ideen dann mit den betreuenden Ärzten besprochen und zu einem Konzept für den weiteren Verlauf zusammengefügt. Diese eigenständige Arbeitsweise im geschützten, supervidierten Rahmen ermöglicht es, eine Routine zu entwickeln und sorgt für einen rasanten Wissenszuwachs in kurzer Zeit.

Der Alltag in der Allgemeinmedizin macht einfach Freude. Kein Tag ist wie der andere. Die allgemeinmedizinische Praxis deckt so ein weites Spektrum ab – von akuten Erkrankungen wie grippalen Infekten oder gastrointestinalen Beschwerden in der Infektsprechstunde, über psychosomatische Erkrankungen, Reiseberatungen, Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen, Ultraschalluntersuchungen von Abdomen, Schilddrüse und Carotiden, bis hin zu Notfällen wie Anaphylaxie oder akutem Koronarsyndrom. Morgens kann man noch nicht sagen, wie der Arbeitstag verlaufen wird und das macht die Arbeit als Hausarzt so spannend! Gerade in ländlichen Regionen, wie auch in meiner PJ-Praxis, ist man als Allgemeinmediziner oft erster Ansprechpartner – dies zum einen durch die langjährige, auf Vertrauen und persönlicher Arzt-Patienten-Beziehung basierende Bindung, andererseits aber auch, weil die Wege zum Hausarzt oftmals kürzer sind als zum nächsten Facharzt oder in die nächste Klinik.

Auch schätze ich an der Arbeit in der Allgemeinmedizin, dass man den Patienten über viele Jahre begleiten kann, die ganze Familien- und soziale Struktur kennt, oft auch die gesamte Familie betreut. Dies bietet ganz andere Möglichkeiten als in der stationären Akutversorgung. Nach einiger Zeit kann man seine eigenen Patienten schon so gut einschätzen, dass man schon beim ersten Blickkontakt oder beim Eintritt ins Sprechzimmer sieht, ob es dem Patienten gut oder schlecht geht. Das ist total wertvoll und ich habe diese langjährige Betreuung sehr zu schätzen gelernt. Auch für das Themenfeld der Prävention ermöglicht diese Bindung ganz andere Optionen: Durch die langjährige Betreuung kann man deutlich besser einschätzen, wo und wie man den Patienten abholen muss, um ihn zu einer gesünderen Lebensweise zu bewegen oder von bestimmen Vorsorgeuntersuchungen zu überzeugen.

Hier wird keine Medizin betrieben, die nur stumpf die Patienten nacheinander abarbeitet – in der hausärztlichen Betreuung steht der Patient selbst im Zentrum der Tätigkeit. Und dies in einem ganzheitlichen Ansatz, denn in der allgemeinmedizinischen Praxis laufen alle Pfade zusammen und müssen zu einem individuellen Konzept kombiniert werden. Leitlinien dienen als Grundlage für therapeutische Interventionen, jedoch fließen auch vielfältige Aspekte in Bezug auf die soziale Situation, Begleiterkrankungen und die häusliche Versorgung in die Entscheidungsfindung mit ein. Hierdurch trifft man oft nicht die standardisierten Entscheidungen, der Patient muss in seiner Ganzheitlichkeit beachtet werden. Das ist sehr anspruchsvoll, fordert dauerhaft zum Mitdenken auf, aber macht die allgemeinmedizinmedizinische Tätigkeit auch wahnsinnig spannend.

Die Möglichkeit, in den Praxen der SüdpfalzDOCs zu hospitieren, ist sehr besonders. Ich habe in meiner PJ-Zeit jeweils ein bis zwei Tage in der Gynäkologie, HNO, Neurologie und Pädiatrie hospitieren können. Gerade in der Allgemeinmedizin ist eine so breite Hospitation sehr bereichernd, da im hausärztlichen Alltag viele verschiedene Fachrichtungen abgedeckt werden. Es ist von Vorteil, ein breites Wissen zu haben, um richtig entscheiden zu können, ab welchem Punkt man die eigenen Patienten zu Fachspezialisten überweisen sollte oder ob man die Behandlung auch selbst durchführen kann.

Auch die Fortbildungen und Netzwerktreffen der SüdpfalzDOCs habe ich im Rahmen des PJ-Abschnitts sehr geschätzt. Neben wertvollen und fundiertem Fachwissen, was hier vermittelt wird, kommt man in den persönlichen Austausch mit Weiterbildungsassistenten, jungen Fachärzten und erfahrenen Kollegen. Man wird als Studierende offen und herzlich aufgenommen und direkt in die Veranstaltungen und Diskussionen miteinbezogen – das ist wirklich schön. Hier erfährt man aus erster Hand, welche Wege es, u.a. auch als Quereinsteiger, in die Allgemeinmedizin gibt, welche Möglichkeiten für Zusatzweiterbildungen und -qualifikationen möglich sind und auch welche Aspekte man in Bezug auf eine Niederlassung, Selbstständigkeit oder als angestellter Arzt beachten sollte.

Ich kann jedem mit Interesse an ambulanter Patientenversorgung nur raten, die Chance eines PJ-Abschnitts in der Allgemeinmedizin zu nutzen. Man erhält einen tieferen Einblick in die Arbeit als Hausarzt, lernt die besondere Vorteile einer langjährigen Arzt-Patienten-Beziehung kennen, kann viel eigenständig arbeiten und ist in den Praxen der SüdpfalzDOCs auf jeden Fall an der richtigen Adresse für eine intensive Betreuung mit viel Freude für die hausärztliche Tätigkeit und qualitativ hochwertiger Lehre. Ich kann für mich auf jeden Fall sagen, dass mir die Zeit in meiner PJ-Praxis sehr gefallen und die Vielseitigkeit der hausärztlichen Tätigkeit gezeigt hat. Ich habe die Südpfalz als lebenswerte Region zu schätzen gelernt und das PJ-Quartal hat meinen Wunsch noch weiter bestärkt, später Allgemeinmedizinerin zu werden.

 

Interesse geweckt?

In den akademischen Lehrpraxen unseres Netzwerkes sind sowohl Famulaturen als auch PJ-Tertiale möglich.


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Rückblick Netzwerktreffen (11/23): Ein gynäkologisches Potpourri mit Gynäkologin Fr. Dr. Katja Heuser

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